Was ist hier eigentlich los?

Mit Gewalt oder mit Menschen? Ein Kategorienfehler.

Jetzt gehe ich seit Tagen auf meinem Weg ins Büro an einem Plakat von „misereor“ vorbei. Zuerst versuchte ich, anscheinend wenig erfolgreich, es zu ignorieren. Aber jetzt regt es mich langsam auf. Eine überdimensionale freundliche, junge Frau blickt über den Fußgänger hinweg in die Ferne.

Sie wird vom hiesigen Rezipienten oder der Rezipientin wahrscheinlich als Türkin, Afghanin oder Libanesin, oder ähnliches wahr genommen. Über ihrer linken Wange steht „Mit Gewalt oder mit Menschen?“. Der Betrachter wird also aufgefordert sich zu entscheiden.„Mit Gewalt oder mit Menschen“. 

Warum macht mich das sauer?

Jetzt können wir mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Oder wir können Straftäter mit einer Strafzahlung oder mit Gefängnis bestrafen. Wir können auch unseren Einkauf mit einem Körbchen oder einer Tasche nach hause bringen. Alles das macht Sinn. Schließlich sind es halbwegs sinnvolle Alternativen einer Kategorie von Optionen. Auf eine Bedrohung können wir mit Angriff oder Rückzug reagieren. Aber wir können auf einen Straftäter nicht mit Gefängnis oder einem Körbchen reagieren.

„Gewalt“ ist eine moralisch bedenkliche Handlungsoption, die Menschen grundsätzlich haben. Es gibt keine Gewalt ohne Menschen. Oder haben Sie schon mal gehört, dass eine Katze einer Maus gegenüber „Gewalt“ angewendet hat? Auch wenn nur eine Mitarbeiterin des amerikanischen Geheimdienstes z.B. am Rechner auf „shoot“ klickt, hat sie über die Drohne, die sie aktiviert hat, „Gewalt“ angewendet, wenn diese Drohne einen Taliban tötet.

Es ist also für jeden Menschen, der halbwegs alle Tassen im Schrank hat, offensichtlich das man nicht zwischen „Gewalt“ und „Menschen“ wählen kann, da sich beides notwendig bedingt. Was „misereor“ überhaupt im Sinn hat, was genau mit dieser „Gewalt“ oder mit diesen „Menschen“ bezweckt werden soll, ist zudem auch noch völlig offen. Wahrscheinlich sollen wir als Betrachter getriggert werden, statt Gewalt, lieber Menschen anzuwenden. 

Wieviel Geld diese etablierte Organisation hier wohl für ein Motiv und die Platzierungen ausgegeben hat? Man möchte es nicht wissen. Ist das vielleicht sogar ein Trick um Betrachter zu provozieren und so einen Shitstorm auszulösen?  

In dieser Gesellschaft kommt es in der Kommunikation mittlerweile zu einer derartigen Häufung von Bullshit-Bingo-Aussagen, die nur irgend ein diffuses Gefühl von irgendwas bedeuten – sich aber nicht mehr an die einfachsten und elementarsten Bedingungen von Sprache und Logik halten. Das kennzeichnet eine eklatante Arroganz und Überheblichkeit gegenüber den Mitmenschen, denen man glaubt nicht einmal mehr eine halbwegs brauchbare Headline, die wenigstens nachdenklich macht oder einen schmunzeln lässt, zu schulden. Irgend einen Mehrwert muss man doch in der Lage sein zu schaffen, wenn man schon den öffentlichen Raum mit seinen Imagekampagnen für mehr Spendenbereitschaft belästigt! Die Betrachterin lernt allerdings hier, dass bei „misereor“ einiges schief läuft. Falls das beabsichtigt war.

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