Medien simulieren Welt und bringen diese damit in eine Form, die im Gegensatz zur Realen Welt vom Rezipienten leicht konsumierbar ist. Medien sind stets eine winwin-Situation, da der Wunsch des Rezipienten, sich als Welt-Versteher zu erleben ideal mit dem Wunsch des Medienmachers harmoniert, den Rezipienten in seinem Sinne zu beeinflussen. Give the people what they want.
Das ist nicht neu. Aber durch die Tendenz vom Informations- zum Haltungs-Journalismus wird die Beziehung immer enger und symbiotischer. Das ist das, was wir heute „Blase“ nennen. Wer sich hier noch neutral informieren will muß wirklich viele Quellen nutzen. Und das ist mühsam.
Um zu manipulieren und zu desinformieren müssen Medien nicht nachweislich falsche Behauptungen aufstellen. Ereignisse und Themen können selektiv ausgewählt werden. Da der Rezipient davon ausgeht, dass Medien wie Zeitungen oder das ÖRFernsehen die Welt umfassend abbilden, kann durch einfache Weglassung über den gesellschaftlichen Zustand gelogen werden.
Beim „Agenda-setting“ rücken also durch das Aufgreifen und Gewichten sowie mit Aufmachung und Platzierung bestimmte Themen in den Mittelpunkt.
Beim „Agenda-cutting“ hingegen wird versucht, bestimmte Themen zu verhindern, auszublenden oder zu verzögern oder mit einem eigenen „spin“ zu versehen. So wird das normative Ziel einer objektiven und unparteiischen Berichterstattung konterkariert. Aber auch durch einseitig moralisierende Darstellungen von Ereignissen, Einzelpersonen oder gesellschaftliche Gruppen können diese ungerechtfertigt in Verruf gebracht werden. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt.
Freund und Helfer
Seinen Ursprung hat dieses Verhalten darin, dass auch unser soziales Umfeld, unsere Freunde oder Eltern, Quellen der Welterklärung waren oder sind. Wir haben eine Beziehung zu Ihnen, die Glaubwürdigkeit generiert. Wir sind sogar darauf angewiesen. Die anekdotische Evidenz, also, dass uns eine bekannte Person etwas erzählt, dass sie selbst erlebt hat, hat eine hohe Glaubwürdigkeit. Aber eben keine statistische Relevanz. Deshalb entwickeln viele Menschen auch zu Medien, wie der Tagesschau oder ihrer Wochenzeitung, eine regelrechte Beziehung. Sie werden nicht nur informiert, sondern erhalten auch Orientierung und das gute Gefühl an die Hand genommen und geborgen zu sein, bzw. je nach Temperament, den anderen gegenüber besser informiert, also überlegen zu sein. Mit der fortschreitenden Säkularisierung unserer Gesellschaft „irren“ diese pseudospirituellen Bedürfnisse haltlos umher. Sie suchen sich neue ideologische Heimat in der zugespitzten politischen Debatte in Medien und neuen Freunden (Podcasts) im Netz.