Ludwik Fleck, 1896 in Lemberg geboren und 1961 in Nes Ziona, Israel gestorben, war ein polnischer Mikrobiologe, Immunologe und Erkenntnistheoretiker. Sein philosophisches Hauptwerk „Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache“ ist ein Klassiker der modernen Wissenschaftsforschung.
Ludwig Fleck stellte fest: „Dass unsere Erkenntnisse viel mehr aus dem Erlernten als aus dem Erkannten bestehen. Wir haben Wissen inkorporiert und müssen es weder reflektieren noch artikulieren, da es in Selbstverständlichkeiten der Alltagswelt untergebracht ist.“
,,Wir gehen durch die Welt und sehen keinesfalls Punkte, Kreise, Kanten, Lichter oder Schatten, aus denen wir durch Synthese oder Schlußfolgerung zusammensetzen, ,was das ist‘, sondern sehen das Haus sofort, das Denkmal auf dem Platz, die Abteilung Soldaten, die Auslage von Büchern, die Schar von Kindern, die Dame mit dem Hund: lauter vollendete Gestalten.“
Was er damit meint ist, dass in unserem Alltag Sehen und Erkennen nicht spürbar getrennt sind. Wir sehen etwas und wissen schon Bescheid, weil wir es gelernt haben. Wir haben es nicht erforscht. Das wäre auch niemals zu schaffen. Indem wir immer schon Bescheid wissen, halten wir uns die Welt auf Abstand. Hier entstehen unsere Vorurteile. Deshalb wundert sich der „Alltagsmensch“ gerne warum Philosophen Dinge in Frage stellen, die wir im Alltag als „erledigt“ erachten. Das ist praktisch, hat aber eben auch seine Nachteile.